 
 
  Teaser zu den Geschichten aus
  “Scyomantische Gespräche”
  von Lyakon
 
  
 
  “Über die Scyomantie”
  Seit Generationen tradiert meine Familie jenes verborgene Wissen, welches ehedem
  vom Universalgelehrten Agrippa von Nettesheim als Scyomantie bezeichnet wurde. …
  … Neben der Verwendung der Scyomantie, um weisen Ratschlag aus jenseitigen
  Gefilden zu erbitten, kann auch Schadzauberei dergestalt mit ihr betrieben werden,
  dass man die Toten ruft, um die Lebenden zu quälen. … 
 
  
 
  “Der glücklose Römer”
  Ach, wie gesegnet sind jene Toten, die vom schwarzen Wasser der Lethe tranken und den
  Erinnerungen ihrer früheren Existenz beraubt durch jenseitige Gefilde wandeln. Ich bin
  derweil verdammt, auf ewig durch den grauen Schleier, welcher die Welt der Lebenden von
  jener der Toten trennt, zu wandeln, unfähig mit der einen oder der anderen Seite in
  Interaktion zu treten. Mich umgibt zu jeder Zeit ein Chor aus verzweifelten Leidensgenossen, 
  deren wahnsinniges Geheul dem Gekreisch der Furien gleicht, die Unheil und Verderbnis
  bringen. Diese immerwährende Kakophonie, welche wie ein schweres Leichentuch über dieser
  Ödnis liegt, zerbricht beizeiten auch den stärksten Geist und lässt nur wimmernde Kreaturen
  zurück. Über Jahrhunderte durchwandere ich nun dieses Zwischenreich auf der Suche nach
  einer Möglichkeit zur Flucht. … 
 
  
 
  “Über die Reinigung”
  Schlehen-Likör: 500g reife Schlehen, geerntet nach dem ersten Frost,
  300g Akazienhonig
  1 Vanilleschote
  1l Wodka …
  Richtig angewandt bietet der Trunk einen vortrefflichen Schutz gegen jene Kreaturen,
  die dem Beschwörer feindlich gesonnen sind, doch ersetzt er keineswegs das sorgfältige
  Studium der Magie. … 
 
  
 
  “Die verlorene Seele”
  Als der Besucher aus dem Zwischenreich, dessen ungewöhnliche Geschichte ich nachfolgend
  erzählen möchte, sich am 24. Oktober des Jahres 2014 im Rauch meiner Invokationskerze
  offenbarte, fiel mir sofort die unbeständige Natur seiner ektoplasmatischen Gestalt auf.
  Während verlorene Seelen im Rahmen der Beschwörungen üblicherweise die Form annehmen,
  die ihnen auch zu Lebzeiten zu eigen war, lag bei dieser Entität eine ständige Fluktuation
  derselben vor. Es schien, als ob sie sich, trotz der unterstützenden Wirkung des Rauches, nur
  lückenhaft im Diesseits manifestieren konnte. Weder hatte ich während meiner bisherigen
  Laufbahn als Scyomant so etwas erlebt, noch war in den Büchern meiner Vorväter ein ähnlicher
  Fall beschrieben, sodass ich mir diese Beobachtung, welche - wie sich später herausstellte - eng
  mit dem widernatürlichen Tod des Geistes verbunden war, zunächst nicht erklären konnte. … 
 
  
 
  “Über die Kunst des Seelenreisens”
  Die Seelenreise, mitunter in okkulten Schriften auch als Astralwanderung
  bezeichnet, beschreibt die Fähigkeit eines Eingeweihten, die Seele vom eigenen
  Körper zu trennen und sich mit selbiger durch Raum und Zeit zu bewegen. … 
 
  
 
  “Fabricienne”
  Es ist mir schleierhaft, warum Poeten über alle Zeitalter hinweg die Liebe stets als höchstes
  Gut ansahen. Für mich stellt sie eine krankhafte Abnormität dar, welche die klare Rationalität
  vernebelt und letztlich dem von ihr Besessenen in tiefste Verzweiflung stürzt. Ihr Unheil liegt 
  darin begründet, dass sie des Liebenden Herz verdorren lässt, falls sie auf unfruchtbaren Boden
  fällt. Sieben Frauen, jede auf ihre eigene Art wunderschön, hielten Einzug in mein Leben, nur
  um meiner Seele durch Ablehnung zu schmerzen. Gleichwohl war es die achte, meine
  unvergleichliche Fabricienne, die nicht nur meinen Tod verschuldete, sondern darüber hinaus
  versucht, mich auf ewig hier in diesem Zwischenreich zu binden. … Obgleich mehr als tausend
  Jahre vergangen sind, seit meine Seele duch Gewalt aus ihrer irdischen Hülle gerissen wurde,
  verhindert Fabricienne weiterhin meinen Übertritt in jenseitige Gefilde. … 
 
  
 
  “Über die Nekyomantie”
  Neben der von mir praktizierten Scyomantie existiert jene verderbliche Magie, die sich
  der Animation von Leichnamen widmet. Diese ver- dammungswürdige Art der Hexerei
  wird von Agrippa von Nettesheim als Nekyomantie bezeichnet. Als schwärzeste aller
  Künste wird sie nur von den verdorbensten Hexern ausgeübt.  Unvorstellbares Leid bringt
  sie über die Seelen jener Verstorbenen, die aus dem Jenseits zurück in ihren verrottenden
  Körper gerissen und an diesen gebunden werden. … 
 
  
 
  “Der Fluch des Unsterblichen”
  Die folgende Geschichte wurde mir von einem Schatten offenbart, dessen Zwillingsbruder mir
  bereits während einer vorangegangenen Invokation erschienen war. … Obwohl ich bei meinem
  Zusammentreffen mit Fabricienne … geschworen hatte, mich in ihrem Namen am Unhold zu
  rächen, berührte mich die Erzählung des Zwillings derart, dass ich diesem helfen wollte. …
  Ich brach, um ihm zu helfen, jenes eherne Gesetz meiner Familie, das uns seit Generationen
  anwies, die Hexerei niemals zum Schaden anderer einzusetzen. Gleichwohl hoffe ich nun, da ich
  diese Zeilen niederschreibe, dass der Leser am Ende der Geschichte verstehen wird, warum ich
  mich zu dieser dunklen Tat hinreißen ließ. …
 
  
 
  “Über die Dämonen und das Paktieren mit derlei Wesenheiten”
  … Das Paktieren mit den Höllendienern ist zwar unter den Anhängern der schwarzen
  Kunst weitverbreitet, doch in meinen Augen reiner Leichtsinn. Dämonen sind in ihren
  Verträgen darauf bedacht, diese derart auszulegen, dass es für den Beschwörer meist
  zum Nachteil gereicht. Man müsste schon in der Juristerei bewandert sein, um solcherlei
  Fallstricke beim Paktieren zu erkennen. … 
 
  
 
  “Der Barocksessel”
  … Der Spuk wurde meist durch eine Ungerechtigkeit des Schicksals dem Leben entrissen, 
  wofür er sich oftmals rächen will. Und je mehr er über die Jahrhunderte von seiner früheren
  Persönlichkeit verliert, desto mehr ist er nur noch vom unstillbaren Wunsch nach Vergeltung
  erfüllt - ganz egal, wer das Opfer seiner Rache wird. … 
  “… Darf ich fragen, was Euch an diesen Ort hier bindet?” Stumm wanderte der Blick der
  Unbekannten zum Barocksessel, den sie sanft mit ihrer substanzlosen Hand streichelte.
  “Ihr meint wohl diesen alten Freund, der mir seit vielen Jahren nun sowohl Fluch als auch
  Segen ist? In der Stunde meines Todes gab er mir die Möglichkeit, zu retten, was mir das
  Liebste war, doch zahle ich seitdem einen hohen Preis.” … 
  Auch als Audiobook erhältlich
 
  
 
  “Über das Wesen des Spuks”
  … Die Entstehung einer solchen Geistererscheinung geht meist auf eine Tragödie zurück, 
  die eine Seele dazu veranlasste, den Übergang ins Jenseits zu verweigern. Sollte es einer
  solchen Seele nicht gelingen, sich mit einer Hülle zu verschmelzen, so würde sie ins
  Zwischenreich gezogen. Gelingt eine Verschmelzung, so kann sie so lange im Diesseits
  existieren, wie die Verbindung nicht gebrochen wird. Dies hat zur Folge, dass der Spuk
  nicht ohne Weiteres vernichtet werden kann. 
 
  
 
  “Der ewige Krieger”
  … Anmerkung des Autors Es mag die Frage bestehen, was mich an den Schilderungen des
  Zwischenweltlichen derart erzürnte, dass ich die Flamme zum Verlöschen brachte. Mir geisterte
  während des gesamten Berichts der Sinnspruch des griechischen Dichters Aischylos durchs Hirn,
  der bereits vor zweitausendfünfhundert Jahren erkannte, dass im Krieg die Wahrheit das erste
  Opfer ist. … Jener ewige Krieger, der in der Zwischenwelt gefangen ist, hat auch nach über
  hundert Jahren nicht verstanden, dass im Morden keine Ehre liegt. Heldenhaft ist nicht, wer sich
  mit den Anzahl seiner getöteten Gegner rühmt, sondern der das eigene Leben für den Schutz
  der Hilflosen gibt.
 
  
 
  “Über Ektoplasma”
  Beim Ektoplasma handelt es sich um eine Substanz - gleich gallertartigem Nebel -,
  welche von den Geistern genutzt werden kann, um sich im Diesseits zu namifestieren.
  … Bisher konnte nicht geklärt werden, aus welcher Substanz Ektoplasma besteht und
  wie genau es gebildet wird. Es gibt Vermutungen, dass es sich dabei um eine
  Grundsubstanz des Universums handle, da es mitunter feste Formen annehmen kann,
  die selbst durch modernste Analysetechniken nicht mehr als ektoplasmatische
  Ausformungen zu erkennen sind. … 
 
  
 
   “Die Bernsteinkette”
  … Man brachte ihn in dieser Nacht hinaus zum Moor, um an ihm jenen Mord zu rächen, welcher
  das ganze Dorf erschüttert hatte. Obwohl er ihrer Sprache nicht mächtig war, wusste er, dass am
  Ende des Bohlenwegs ein von Fackeln erhellter Tümpel wartete. Dort würde man ihn den Göttern
  opfern und seinen leblosen Körper im Morast versenken. 
  … Wie konnte das Dorf davon ausgehen, dass sie angemessene Sühne eines Mordes ein weiterer
  wäre? Dabei konnte er den Zorn der Gemeischaft durchaus verstehen, denn als er den Leichnam
  des Mädchens im Moor versenkte, da war er selbst vom Ausmaß ihrer Entstellung überrascht
  gewesen. … 
 
  
 
  “Über Bestattungsriten”
  Verwunderlich ist, dass für manche Geister die korrekte Ausführung der
  Bestattungsriten zum Übergang ins Jenseits von großer Bedeutung ist. Da die Riten,
  je nach Kulturkreis und Zeitalter, in einem erheblichen Maße voneinander differieren,
  wage ich zu behaupten, dass ihre Wichtigkeit für den Übergang in die nächste Welt
  überschätzt wird, … 
 
  
 
  “Wahrer Reichtum”
  …
  “Nein, Ihr müsst das Geld vergessen. Es hält Euch im Zwischenreich gefangen. Ich bin bereits
  reich. Nicht im finanzielle Sinne, doch auf andere Art. Ich führe ein zufriedenes Leben und bin
  mit mir im Reinen. Dies ist eine Art Wohlstand, der wertvoller ist, als Stapel von bedrucktem
  Baumwollpapier.” Diesmal nickte er. Er hatte verstanden. …
 
 
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  Illustrationen von “Kürbis17”